WKTheater - Theater in Waldbröler Kulturtreff e.V. (WKT)

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"Die geliebte Stimme" und "Die Kurve" und "Herr Buskowitz"

3 Einakter von Jean Cocteau und Tankred Dorst und D. Gelbe-Hausen
Inszenierung: Ulrich E. Hein

Produktionen 1995, 2000, 2001.

Die Kurve - WKTheaterDie Kurve - WKTheaterDie Kurve - WKTheater

"DIE GELIEBTE STIMME" ("LA VOIX HUMAINE")
Einakter von Jean Cocteau
(Deutsche Übertragung: Hans Feist)
Darstellerin der Frau: Pia Lux

UND

"DIE KURVE"
Farce von Tankred Dorst als Wiederaufnahme einer Inszenierung des WKTheaters aus dem Jahr 1995
Darsteller:
Anton - Thomas Knura
Rudolf - Thorsten Kuchinke/Karsten Ising
Ministerialdirigent Dr.Kriegbaum - Ralf Tenbrake

UND

"HERR BUSKOWITZ"
Einakter von D. Gelbe-Hausen
Darsteller: Ulrich E. Hein

Inszenierung und Ausstattung: Ulrich E. Hein
Assistenz: Vera Bray
Bühne und Technik: Andre Borner, Georg Frantzen, Peter Mühlenkamp und Kaspar Zekorn

Zu den Inszenierungen:

"DIE GELIEBTE STIMME"
Die Vorgeschichte wird nicht in allen Details klar, und das Geschehen selber reduziert sich auf die Feststellung: Eine Frau telefoniert mit ihrem früheren Geliebten; er hat sie verlassen, ist ausgezogen, hat inzwischen eine andere geheiratet. Das Gespräch ist Abschied, Abrechnung und (von ihrer Seite) verzweifelter Versuch zugleich, ihn sowohl zurückzubekommen als auch ganz stark und "erwachsen" den Abschied "abzuwickeln". Was der Mann am anderen Ende nicht weiß: Ihr Abschied ist ein doppelter Abschied, denn während des Gespräches bringt sie sich mit immer mehr Tabletten und Alkohol um. Die ständigen Fehlschaltungen der Telefonzentrale, die technischen Defekte und Unterbrechungen sind dabei nicht nur running-gag, sondern zugleich auch Symbol für die Kommunikation der Beiden, die nicht zufällig als einseitige gezeigt wird: Sie sind in jeder Beziehung falsch verbunden. Dort, wo er sich als menschlicher Versager und Lügner offenbart, zeigt sie sich verständnisvoll, obwohl sie ihn durchschaut. Und dort, wo sie kindlich hilflos einen letzten Versuch unternimmt, seine Liebe noch einmal zu erfahren, gibt sie sich als abgeklärt und psychisch fest, anstatt zu sagen, wie es ihr geht und was sie will.

« Nein, falsch verbunden! Ich erwarte ein Gespräch! »
(zu Cocteaus "DIE GELIEBTE STIMME")
Diese immer wieder im Stück zu findende Satzkombination ist nur scheinbar eine Reaktion auf die Tücken der Technik. Tatsächlich drängt sich der Eindruck auf, dass hiermit die Art der ehemaligen Beziehung charakterisiert wird, die mit der spezifischen Kommunikationsform beider Personen hier ihren endgültigen Abschluss findet.

Eine verlassene und mehrfach gedemütigte Frau spielt dem Mann am Telefon die emanzipierte und verständnisvolle Starke vor; der längst anderweitig Gebundene wiederum entblödet sich nicht, am Telefon eine Lügengeschichte zu erfinden und zugleich sich wieder einzumischen in das Leben der Frau, die er verlassen hat und von der er noch die restlichen persönlichen Habseligkeiten zurückhaben will. Beide sagen und tun das Gegenteil von dem, was sie eigentlich wollen und wissen beide doch zugleich, was wirklich ist. Es ist nicht abwegig, von diesem Verhalten auf die Art ihrer vergangenen Beziehung zu schließen. Eine Beziehung, die offenbar eine falsche Verbindung war. Falsch, weil er schließlich eine andere heiratete; falsch, weil sie, ebenso wie im Telefonat, die Wahrheit nicht sehen will. Falsch aber auch, weil ihre Gespräche ebenso einseitig, bestensfalls sukzessive verliefen wie dieses Telefonat, - immer wieder unterbrochen von der Umwelt, der sie sich in liebender Zweisamkeit entziehen wollten und die doch immer wieder brutal über sie hereinbricht.

Was am Ende bleibt, ist eine Falle. Die Wirklichkeit für die Frau besteht nur noch aus einer Telefonstimme. Und die einzige (erste?) wirklich selbstbestimmte Reaktion auf die Umwelt besteht für diese Frau darin, die Verbindung endgültig mittels Selbstmord zu unterbrechen. (U.E.Hein)

"DIE KURVE"
Die Idylle der Brüder Anton und Rudolf in einem hermetisch abgelegenen Tal wird hin und wieder ärgerlich gestört durch hässliche Autounfälle auf der gefährlichen Serpentinenstraße oberhalb des Anwesens. Nachdem Antons zahlreiche Eingaben beim zuständigen Ministerium bisher ohne Reaktionen blieben, kommt es in dieser Idylle doch noch zur Begegnung mit Dr.Kriegbaum vom Ministerium, der die Mappe mit den gesammelten Eingaben Antons bei sich hat. Die Umstände dieser Begegnung und ihr erstaunlicher Verlauf aber lassen das Verhältnis von Idylle einerseits und Störung andererseits sich ins Gegenteil verkehren. Gegen Abend kehrt jedoch wieder großer Frieden ein; die Idylle ist, zumindest für Anton und Rudolf, im richtigen Verhältnis wiederhergestellt.

« EINE PARABEL IST EINE KURVE. IST EINE FARCE »
(zu Dorsts "DIE KURVE-EINE FARCE")
Das Stück scheint aus ständigen Verdrehungen, Verkehrungen und Brechungen zu bestehen. Mitunter glaubt man als Zuschauer, 'die Kurve nicht zu kriegen'.
ANTON, der Sanfte tötet;
RUDOLF, der 'Macker' ist in der Lage, Mitleid +Entsetzen zu zeigen;
ANTON, der Tiefsinnige begreift nichts;
RUDOLF, der Oberflächliche begreift und hat Visionen;
ANTON, der Unschuldige ist und wird schuldig;
RUDOLF, der Unverschämte ist fähig zur Scham.
Der einzige 'gerade' Charakter ist Dr. Kriegbaum, der Politiker und damit personifizierte Macht; die Macht aber ist absolut machtlos angesichts der Brechungen der anderen beiden Protagonisten. Seine Sprüche, seine Ver-laut-barungen haben keine Kraft, prallen ab.

Damit ist die Figur des Ministerialdirigenten absolut flach und nichtssagend, gleichsam tot, was Anton + Rudolf zunächst ja auch glauben. Kriegbaums zurückkehrendes Leben aber besteht aus dem Versuch, das Unvermeidliche und für ihn Unausweichliche mit tönenden Worten und Phrasen zu 'verwalten', - Politiker-Art -, und so zu tun, als habe er die Lage im Griff, als könne er die Geschehnisse mitbestimmen.

"DIE KURVE" sozusagen als Parabel auf die Unwägbarkeiten des Lebens, das gerade deshalb unwägbar ist, weil es aus Widersprüchen und Paradoxien besteht. Der Versuch, damit (ver-)handeln zu wollen aber kann so tödlich sein wie das unbedachte, zu schnelle Befahren einer gefährlichen, unübersehbaren Kurve, aus der man leicht herausgetragen werden kann.

Und schließlich (Tankred Dorst, dieser Schelm): Eine Parabel ist, mathematisch gesehen, eine Kurve. Das Stück "DIE KURVE" also als Inbegriff einer Parabel auf Erscheinungen unserer Gegenwart, die mitunter durchaus wie eine Farce erscheinen kann.
(gekürzter Artikel aus dem Programmheft von 1995/U.E.Hein)


Weitergehende Informationen:
Informationen - WKTheater Programmheft
Fotogalerie - WKTheater Fotogalerie
Presse - WKTheater Presseberichte und Kritiken:
  • Kölner Stadtanzeiger (22.11.2000):
    "Einakter brillant aufbereitet
    Intime WKT-Premiere"
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  • Oberbergische Volkszeitung
    "Pia Lux beeindruckt das Publikum mit einstündigem Monolog
    Zwei Einakter: WKTheater stellt Neuinszenierungen vor."
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  • Kölner Stadtanzeiger (25.05.1995)
    "Verrückt auf Zuneigung am Rand des Abgrunds
    WKTheater setze 'Herr Buskowitz' und 'Die Kurve' in Szene"
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  • Oberbergische Volkszeitung (01.06.1995)
    "Den schönen Helmut umgebracht
    WKTheater: Gelungene Premiere zweier Einakter im Schauspielhaus in Bergneustadt"
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